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AutorenbildChristina Gesing

Safer Heart Talk.

Aktualisiert: 29. Okt.


Unser Herz schützen: Mehr als Safer-Sex Talks

Wenn es um Sex und Intimität geht, steht auch unser Herz auf dem Spiel. Viele sprechen routiniert über Safer Sex oder setzen Grenzen für erotische Spiele, aber die emotionalen Folgen von Dating und neuen sexuellen Begegnungen werden leicht beiseite geschoben.


Warst du schon mal enttäuscht oder verletzt, weil deine Hoffnungen nicht erfüllt wurden?

Vielleicht hat dir jemand gesagt, dass er sich in eine andere Person verliebt hat, während ihr euch noch kennengelernt habt. Oder du hast erfahren, dass dein Date von gestern Abend verheiratet ist und Kinder hat, und hast dabei einen Stich des Bedauerns gespürt. Hast du selbst jemanden als „anhänglich“ abgestempelt, weil er oder sie mehr wollte, als du geben wolltest, oder jemanden als „emotional nicht verfügbar“ bezeichnet, weil dein Gegenüber nicht so engagiert war, wie du es dir erhofft hattest?


Wenn du diese emotionalen Achterbahnen leid bist und deine Zeit mit Menschen verbringen möchtest, die ähnliche Vorstellungen von eurer Verbindung haben, dann ist der Safer Heart Talk genau das Richtige für dich.





Eine Basis für erfüllende Begegnungen schaffen

Der Safer Heart Talk hilft Menschen, ihre Beziehungen bewusst und achtsam zu gestalten. Er fördert Ehrlichkeit und Transparenz, was zu tieferem Vertrauen und einer stärkeren emotionalen Verbindung führt. Menschen können ihre Bedürfnisse klarer kommunizieren und lernen, die Bedürfnisse ihrer Partner besser zu verstehen und zu respektieren. Damit legt er die Grundlage für erfüllende Begegnungen.



Vorteile des Safer Heart Talks

Klarheit und Verständnis: Der Safer Heart Talk fördert offene und ehrliche Gespräche über Absichten, Wünsche und Grenzen. Dies hilft allen Parteien, Missverständnisse zu vermeiden und sicherzustellen, dass sie auf der gleichen Wellenlänge sind.


Emotionale Sicherheit: Indem man von Anfang an über Erwartungen spricht, können Unsicherheiten und Ängste reduziert werden. Dies schafft ein Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens in der Beziehung.


Vermeidung von Enttäuschungen: Durch frühzeitige Klärung von Wünschen und Zielen wird das Risiko von späteren Enttäuschungen und Herzschmerz verringert.


Förderung von Eigenverantwortung: Der Safer Heart Talk ermutigt Menschen, Verantwortung für ihre eigenen Wünsche und Entscheidungen zu übernehmen. Dies stärkt das Selbstbewusstsein und die Selbstachtung.


Bessere Kommunikation: Regelmäßige, offene Gespräche fördern eine bessere Kommunikation in der Beziehung, was zu einer tieferen und authentischeren Verbindung führt.


Langfristige Zufriedenheit: Durch das regelmäßige Überprüfen und Anpassen der Erwartungen und Grenzen kann eine Beziehung langfristig harmonischer und erfüllender gestaltet werden.




Was ist der Safer Heart Talk und für wen ist er gedacht?

Der Safer Heart Talk ist ein Tool, das dir hilft, durch die Komplexität intimer Begegnungen in modernen Beziehungen zu navigieren. Er wurde entwickelt, um offene Kommunikation über Intentionen sowohl im Dating- als auch in sexuellen Kontexten zu erleichtern.

Damit du dich auf die Beziehungen fokussieren kannst, die zu dir passen, sie besser genießen kannst ohne stetige Unsicherheit „wo ihr steht“ und schließlich Zeit und emotionale Engergie sparst.


Im Wesentlichen besteht der Safer Heart Talk aus einer Reihe an Fragevorschlägen, die sich mit den Aspekten Beziehungsidentität, laufende Beziehungen, Hoffnungen und Grenzen befassen. Das Hauptziel ist es, eine Grundlage für gegenseitiges Verstehen und eine informierte Zustimmung zu schaffen und sicherzustellen, dass sich alle Beteiligten mit der Richtung, in die sich die Beziehung entwickelt, wohlfühlen. Der Prozess betont auch, wie wichtig es ist, die Verantwortung für das eigene Handeln und die eigenen Entscheidungen zu übernehmen.


Nicht alle Fragen sind für jede GesprächsPartner*in gleichermaßen relevant. Ein Safer Heart Talk kann ein ausführliches, sehr intimes Gespräch sein, oder aber auch ein kurzer Check-in. Du entscheidest selbst, wie viel du mitteilen möchtest.


In ihrem Buch „Getting it. The Art of Casual Sex“ gibt Alison Moon hervorragende Beispiele dafür, wie man in bestimmten Situationen, z.B. beim Kennenlernen in einem Club, seine emotionale Zustimmung geben kann: „Wollen wir zu dir gehen?“ „Gerne. Aber ich möchte wissen, ob du gerne mal ausgehen würdest, zum Beispiel zu einem Date.“ „Dafür bin ich im Moment nicht zu haben. Ich suche nur nach etwas zwanglosem Spaß.“ „Dann sollten wir es besser sein lassen. Ich glaube, das würde mich nur traurig machen.“


Unabhängig von deinem Beziehungsstil oder deiner Beziehungsform ist der Safer Heart Talk ein wertvolles Instrument, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten respektiert und gehört werden.

Egal, ob du dich als monogam, polyamor oder irgendwo dazwischen betrachtest, ob du gerade erst in die Dating-Szene eintauchst oder schon mehrere Langzeitbeziehungen hinter dir hast, der Safer Heart Talk ist flexibel und kann an die individuellen Bedürfnisse und Dynamiken der Beteiligten angepasst werden. Dies macht ihn in verschiedenen Beziehungsformen und -phasen anwendbar.


Warum brauchen wir den Safer Heart Talk?

Die heutige Beziehungslandschaft ist voller Vielfalt. Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie sie ihre Beziehungen ausgestalten wollen. Das traditionelle Konzept der „Beziehungsrolltreppe“ („ relationship escalator“), bei dem Beziehungen einem klaren, linearen Weg in Richtung langfristige Bindung folgen, ist längst nicht mehr der Standard für alle. Viele Menschen erforschen moderne Beziehungsstrukturen und -dynamiken, die von diesem traditionellen Pfad abweichen. Und eine schlechte Übereinstimmung in Beziehungsvorstellungen kann zu erheblichem emotionalen Schmerz und Liebeskummer führen.


Der Safer Heart Talk ist ein wertvolles Instrument, um diese Vielfalt an Beziehungsvorstellungen besser zu navigieren. Er ist zwar nicht ausschließlich für Menschen gedacht, die nicht-monogam leben, aber für diese Gruppe besonders nützlich. Die Fragen wurden mit Blick auf diese Zielgruppe entwickelt.


Konsensuelle Nicht-Monogamie („CNM“) umfasst ein breites Spektrum von Beziehungsstilen und -konfigurationen, und kein Stil ist per se besser oder schlechter als eine anderer. Es gibt zwar einen wachsenden Trend zu nicht-hierarchischen Strukturen wie der „Beziehungsanarchie“ (Relationship Anarchy), aber viele Menschen bevorzugen noch stets traditionelle oder hierarchische Beziehungsmodelle. Der Safer Heart Talk hilft, diese unterschiedlichen Bedürfnisse und Erwartungen zu erkennen und zu respektieren.


Vor allem Paare, die ihre Beziehung gerade erst öffnen, neigen dazu, Vereinbarungen zu treffen, die ihrer primären Partnerschaft den Vorrang geben und einige Regeln für die Interaktionen mit weiteren Partner*innen aufstellen. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die bestehende Beziehung vor möglichen Belastungen zu schützen und emotionale Sicherheit zu gewährleisten. Natürlich können solche Vereinbarungen die Einzelnen nicht vollständig vor unangenehmen Gefühlen schützen, aber das zugrunde liegende Bedürfnis nach Sicherheit ist nur menschlich.


In meiner Beratungspraxis rate ich diesen Klient*innen häufig, bei der Integration neuer Liebhaber*innen behutsam vorzugehen und häufig mit bestehenden Partner*innen einzuchecken. Wenn sich Vertrauen und emotionale Sicherheit mit der Zeit vertiefen, lockern viele Paare ihre Regeln und Einschränkungen allmählich. Ein gewisses Maß an Paarprivilegien bleibt jedoch oft bestehen.


Die Entscheidung für eine Primär-Sekundär-Struktur ist nicht per se unethisch. Allerdings müssen sich alle Beteiligten dieser Beziehungsform über die Auswirkungen im Klaren sein, insbesondere über das Paarprivileg. Nur wenn neue oder sekundäre Partner*innen verstehen, was diese Struktur mit sich bringt, können sie sich fragen: „Will ich ein Teil davon sein? Ist es wahrscheinlich, dass mich dies zufrieden stellt?“ und eine fundierte Entscheidung treffen.





Um das Gespräch bitten:

Wenn du deinem Partner*innen das Konzept des Safer Heart Talk vorstellen möchtest, muss das nicht kompliziert sein. Beginne das Gespräch entspannt und freundlich und betone, wie wichtig ein offener Dialog und gegenseitiges Verständnis in eurer Beziehung sind.


Zum Beispiel: „Hey, es gibt etwas, das ich gerne mit dir besprechen würde, bevor wir unsere Beziehung vertiefen. Hast du schon einmal von dem Safer Heart Talk gehört? Es ist eine Möglichkeit für uns, unsere Absichten, Wünsche und Grenzen in einer Beziehung zu teilen. Ich glaube, dass dieses Gespräch uns dabei helfen könnte, sicherzustellen, dass wir auf derselben Seite stehen, und möglicherweise Missverständnisse oder verletzte Gefühle im weiteren Verlauf zu vermeiden.“


„Mir gefällt, was ich bisher von dir gesehen habe, und ich möchte sicherstellen, dass wir beide eine ähnliche Vorstellung davon haben, wie wir zueinander stehen . Wärst du bereit, ein Safer-Heart-Talk mit mir zu führen? Es mag vielleicht etwas ungewöhnlich erscheinen, aber ich glaube, es ist wichtig, dass wir die Sichtweise des anderen auf Sex und Beziehungen besser verstehen. Es gibt auf jeden Fall ein paar Dinge, die ich gerne mit dir teilen würde, und ich würde gerne mehr darüber erfahren, wie du die Dinge siehst.“


Um es deinem Gegenüber leichter zu machen, könntest du die Führung übernehmen und mit gutem Beispiel vorangehen, indem du zuerst deine eigenen Gedanken und Gefühle teilst. Das schafft ein sicheres und unterstützendes Umfeld, in dem ihr euch beide offen äußern könnt.



Der „richtige Zeitpunkt“ ist jetzt!

Wann ist der beste Zeitpunkt für dieses Gespräch? Es gibt keine feste Regel, aber ich empfehle, es so früh wie möglich zu führen. Wenn du Dating-Apps nutzt, sprich schon vor dem ersten Treffen über deinen Beziehungsstil und deine Intentionen. Wenn die Chemie dann stimmt, ist das ein guter Moment für ein tieferes Gespräch. Es ist in Ordnung, wenn du noch nicht alles genau weißt und dich selbst noch fragst, ob du etwas Lockeres oder eine langfristige Beziehung suchst. Wenn du das Gespräch jedoch zu lange aufschiebst, erhöhst du die Wahrscheinlichkeit für Enttäuschungen.


Bist du auf sex-positiven Parties oder in der Kink-Szene aktiv? Dann weißt du wahrscheinlich, wie wichtig Gespräche über Konsens sind. Egal, ob du an einem Workshop oder einer Playparty teilnimmst, es kann hilfreich sein, einige Aspekte des Safer Heart Talk in deine Konsensvereinbarungen und Austausch zu Safer Sex Praktiken einzubauen. Dieser Ansatz ist besonders wichtig, wenn mehrere Partner*innen beteiligt sind, was zu sozialen Überschneidungen oder unerwarteten Begegnungen führen kann. Stell dir vor, deine Partner*in ist bei der gleichen Veranstaltung wie du, während du eine neue Verbindung erkundest – der Safer Heart Talk kann Klarheit schaffen und sicherstellen, dass die Grenzen und das Wohlbefinden aller respektiert werden.


Denke daran, das Safer Heart Talk zu wiederholen, wenn sich die Absichten einer der beiden Parteien ändern, damit die Beziehung klar und abgestimmt bleibt.



Es ist nicht leicht, die eigenen Hoffnungen und Träume zu teilen…

Vielleicht gefällt dir die Idee des Safer Heart Talks, aber du zögerst, deine Gedanken zu teilen?


Dieses Zögern kann verschiedene Gründe haben:

a) Angst vor Ablehnung: Frühe Erfahrungen, kulturelle Mythen oder soziale Normen können dich verunsichern. Du hast vielleicht Angst, dass ein offener Umgang mit deinen Absichten potenzielle Partner*innen abschrecken könnte. Mythen wie „Frauen wollen immer mehr als nur Sex“ oder „Männer haben Angst vor Verpflichtungen“ können ebenfalls verunsichern.


b) Druck vermeiden: Du willst die neue Beziehung nicht zu sehr unter Druck setzen, indem du zu früh zu viel verlangst. Vielleicht möchtest du dich zurückhalten und nicht zu eifrig wirken.


c) Unsicherheit über eigene Wünsche: Besonders am Anfang einer Beziehung weiß man oft noch nicht genau, was man will.


d) Schwierigkeiten, sich auszudrücken: Manchen Menschen fällt es schwer, ihre Gedanken und Gefühle klar zu kommunizieren, was zu Zögern oder Vermeidung führt.

Trotz dieser Herausforderungen kann es helfen, frühzeitig offene und ehrliche Gespräche zu führen. Das schafft mehr Klarheit, Verständnis und echte Verbundenheit, was zu erfüllteren Beziehungen führt. Es ist wichtig, bei dem zu bleiben, was du willst, und nicht deine Wünsche herunterzuspielen oder dich an Annahmen über die andere Person anzupassen.



Nach dem Gespräch

Glückwunsch! Du hast einen wichtigen Schritt gemacht, um zu verstehen, wohin diese Verbindung führen könnte.


Vielleicht hast du beim Safer Heart Talk emotional herausfordernde Informationen erhalten und bist unsicher, ob du die Beziehung weiterführen sollst. Oder du hast neue Fragen und bist dir nicht sicher, ob ihr wirklich zueinander passt.


Gib der Sache Zeit. Nach dem Safer Heart Talk ist es wichtig, dass du dir selbst und deiner Partner*in Zeit gibst, die Informationen zu verarbeiten. Jeder reagiert unterschiedlich auf solche Gespräche, daher ist Geduld wichtig. Sei offen für Folgegespräche, um offene Fragen oder Bedenken zu klären.


Unstimmigkeiten? Es ist zu erwarten und normal, dass du und deine Partner*in nicht immer auf der gleichen Wellenlänge seid. Wenn ihr feststellt, dass ihr unterschiedliche Dinge wollt, heißt das nicht unbedingt, dass es sofort vorbei ist. Es könnte aber bedeuten, dass die Beziehung nicht von Dauer ist - zum Beispiel, wenn eine Person eine langfristige Bindung möchte und die andere es locker halten will. Es ist wichtig, deine Wünsche ehrlich zu äußern und die Verantwortung für deine Entscheidungen zu übernehmen, um spätere Frustrationen zu vermeiden. Du kannst es versuchen, aber sei bereit, die Dinge neu zu bewerten, wenn es sich nicht richtig anfühlt.


Eine Zurückweisung oder Enttäuschung kann schmerzhaft sein, aber sie gehört zum Dating dazu. Denke daran, dass Ablehnung normal ist und nichts mit deinem Wert als Mensch zu tun hat. Vermeide es, die Situation zu überanalysieren oder zu persönlich zu nehmen. Konzentriere dich darauf, dass du dadurch Zeit und Energie sparst, die du sonst in eine nicht passende Beziehung investiert hättest.


Es ist in Ordnung, um den Verlust einer potenziellen Beziehung zu trauern, aber erkenne auch, dass diese Klarheit dir hilft, jemanden zu finden, der besser zu dir passt.


Ablehnung aussprechen kann auch schwierig sein. Sei klar und respektvoll. Ein einfaches „Nein“ ist in Ordnung, und Sätze wie „So wie bisher möchte ich nicht weitermachen “ oder „Das ist nicht das, was ich suche“ vermitteln deine Botschaft sanft, aber deutlich. Wenn du dir eine andere Art von Verbindung vorstellen kannst, sag es positiv, zum Beispiel: „Ich könnte mir vorstellen, dass wir _________________. Wie klingt das?“


Denke daran, dass du niemandem eine detaillierte Erklärung für deine Entscheidung schuldig bist. Es ist in Ordnung, Grenzen zu setzen.





Abschließende Überlegungen

Der Safer Heart Talk bietet einen wertvollen Rahmen für Beziehungen, aber es ist wichtig, seine Grenzen zu erkennen. Letztlich hängt alles von der Einsicht und Ehrlichkeit der Einzelnen ab, die unterschiedlich sein können. Durch offene Kommunikation und solche Gespräche können wir eine Kultur fördern, in der es normal ist, über Absichten und Grenzen zu sprechen.


Manche finden die aktuellen Vorlage vielleicht langwierig und überwältigend, was sie davon abhalten könnte, sich auf diese wichtigen Gespräche einzulassen. Während wir den Safer Heart Talk weiter erkunden und anwenden, könnte eine kürzere, prägnantere Version entstehen, die für spezifische Situationen besser zugeschnitten ist.


Teile deine Erfahrungen und dein Feedback mit mir, wenn du den Safer Heart Talk ausprobierst. Wie sieht deine optimale Version aus? Deine Erkenntnisse sind wertvoll für die Verbesserung dieses Hilfsmittels zur Beziehungsgestaltung.


Danke für deine Teilnahme und Beiträge!


Christina

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